Wer war dieser Mann eigentlich, den so viele Junge Menschen auf ihren T- Shirt’s tragen? Was hat er geschaffen? Effektiv nichts! Ein Buch hat er geschrieben wie der neue Mensch im Sozialismus aussehen muss. Wenn sich die Menschen fuer eine Ideologie aendern muessen, taugt die Ideologie nichts. Diese Ideen hatten die Genossen von Wantlitz auch schon, aber nur fuer das Volk. Sie selbst waren als Vorbild ungeeignet.
Ernesto Guevara ist sein richtiger Name. Er war kein Kubaner, er war Argentinier. Er schaffte sein Medizinstudium in der halben Zeit. Praktisch genutzt hat er es kaum, ausser bei der Verwundetenversorgung waehrend der Kaempfe. Den Beinamen Che bekam er von den Revolutionaeren in Kuba.
Ein Freiheitskaempfer war er nicht. Er verliess Argentinien als freier Mann und auf eigene Entscheidung. Ein Terrorist war er auch nicht. Er brachte keine Unbeteiligten um. Ein Soldat war er auch nicht. Er kaempfte in keiner Armee und auch in keiner Legion. Er war Guerillakaempfer fuer Illusionen.
Trotz grosser Intelligenz war er ein Illusionist. Er wollte Weltverbesserer sein, aber ihm fehlte der Realitaetssinn. Er nahm an Castros Miniinvasion und den anschliessenden Kaempfen teil. Seine Aktion, bei der er mit einer Planierraupe Batistas Panzerzug zum Entgleisen brachte, verhalf Castro schliesslich zum Sieg.
Kommandante war er schon. Nun kamen noch einige Funktionen hinzu, u. a. auch Wirtschaftsminister. Theorien moegen gut sein, zum Erfolg fuehrt nur Pragmatismus. Doch da fehlte es.
Wenn man die Besitzenden in einem Land enteignet und den Besitz verteilt, sind zunaechst mal alle gleich, und die Beschenkten gluecklich. Wenn aber das Verteilte verbraucht ist, sind evtl. alle gleich arm, aber nicht mehr gluecklich. Es muss immer wieder neu produziert werden. Die Enteigneten haben evtl. die Lust verloren oder sind schon ausser Landes. Diejenigen, die vorher nichts geschafft haben, sind wahrscheinlich die Leistungsschwachen und werden nun auch nicht besser sein.
Seit der Existenz der marxschen Neidphilosophie wurde dieser Weg mehrfach beschritten, ohne Erfolg. Der Bruch mit den USA war unklug, das Buendnis mit den Russen inkl. Raketenaufstellung war mehr als dumm. Che hatte im Landesteil Pinar bereits eine Hoehle ausgesucht, in der er mit seinen Getreuen den Atomkrieg ueberstehen wollte. Das riecht nach Selbstueberschaetzung oder Realitaetsverlust.
Nachdem die Raketen wieder weg waren, musste er irgendwann einsehen, dass er mit seiner Wirtschaftspoltik gescheitert war. Er trat ab und ging wieder in den Dschungel, diesmal nach Bolivien. In Santa Clara hatte er Erfolg gehabt, vielleicht wollte er den wiederholen. Aber Kuba ist eine kleine Insel. Am Ende wurde er erschossen. Wer auf andere schiesst, muss damit rechnen selbst erschossen zu werden.
Fuer manche ist er nun ein Held. Zu diesem Thema habe ich mich bereits in Berge, Angst und Abenteuer geaeussert und kann mir das hier sparen.
Fuer die Ankurbelung der Wirtschaft hat er mit seinem Tode ein Kleinigkeit bewirkt. Die Produktion der T-Shirts. Aber welch Ironie, den groessten Teil dieses Geschaefts machen die, die er bekaempfte.
Fuer viele Leute die so ein Shirt tragen ist das ein Zeichen von Protest, gegen was auch immer. Wir sahen u.a. junge Kubaner die Aufschriften wie USA, Florida, Hawaii oder auch die Fahne der USA auf ihren Shirts trugen. Bei vielen Kubanern geniesst der Che trotzdem hohes ansehen. Er wurde nie korrupt. Sein Leben war zu kurz.
Unser Sohn hatte mit ca. 16 auch mal ein Che Portraet an seine Zimmertuer geklebt. Wir haben nie darueber gesprochen. Irgendwann hat er es selbst wortlos entfernt. Heute ist er Freiberufler und Unternehmer. So geht das.
Die Regierung von Kuba hat den CHE zur Ikone gemacht. Es gibt zahlreiche Monumente und auf dem 3 Peso Schein der Armeleutewaehrung ist er auch. Er ist der Einzige der den neuen Menschen verkoerpert. Nie korrupt und schon jung als Held gestorben. Das ist doch etwas. An irgend etwas muessen die Menschen doch glauben.
Das sind natuerlich wieder ganz persönliche Ansichten. Manche werden anders denken. Die Gedanken sind frei.
Harry Rost, geschrieben im April 2005