Reisebericht der Indienreise 2018
Der Anfang dieser Reise stand für mich unter keinem guten Stern. Mir war ein verkrebstes Stück meiner Blase wegoperiert worden, und ich fühlte mich wieder recht wohl. Im PCM Trainingscenter hatte ich neue Kondition erworben und habe den Flug gebucht. Eine Blasenspiegelung kurz vor der Abreise zeigte jedoch, dass sich neue Tumore gebildet hatten. Die mussten nun noch vor der Abreise weg, um schlimmeres zu verhindern. Ich habe den Abflug um 9 Tage verschoben, und dann ging es los.
Meine Internistin hat mir von Ladakh abgeraten, wegen der Höhenlage. Wir haben nach Kaschmir umgebucht was immerhin gut 1000 Höhenmeter tiefer liegt. Schmerzfrei war ich natürlich noch nicht, und Kondition fehlte nahezu total. Ich war ewig todmüde. Das einzige was ich aufweisen konnte war das Wollen.
Unser erstes Ziel war das Hausboot Alcatrac auf dem Dal See bei Srinagar. Wir waren dort auf 1700m. Das ist mir gut bekommen. Unser Hausbootbesitzer war ein sehr netter freundlicher Mann. Aber da waren auch noch andere Leute anwesend, u.a. ein junger Mann der nicht zum Hausboot gehörte, was wir nicht wussten. Der hat uns mit einem Programm für 3 Tage etwas über den Tisch gezogen. Ich habe das etwas zu spät gemerkt. Aber es blieb der einzige Fall.
Zunächst haben wir eine Schikaratour auf dem Dal See gemacht, die mir recht gut bekam. Am Nachmittag sind wir dann per Taxi zu den Mogulgärten gefahren.
Der nächste Tag brachte uns per Taxi nach Gulmarg, von wo man bei gutem Wetter den Nanga Parbat und den Indus sehen kann. Wir sahen nur den Indus, der Nanga Parbat hatte sich in Wolken gehüllt. Auf einer Wanderung erreichten wir eine Höhe von 2800m. Das strengte mich an, aber ich war recht optimistisch was die Höhe betrifft. Eine geplante Schikaratour zum Mansbalsee zeigte sich als Illusion.
Dem jungen Mann erklärte ich dass wir seine Dienste nun nicht mehr benötigten, und wir ließen uns am nächsten Tag in einer Schikara durch die Kanäle von Alt- Srinagar rudern. Darauf folgte eine Besichtigung der Straßen von Srinagar und ein Aufstieg zu einem Hindufesttempel. Letzteres war für mich mit allerhand Schmerzen verbunden. Wir haben dann noch die Jama Masjid besucht und ein Taxi für die Weiterfahrt über Naranag nach Sonamarg am Folgetag organisiert.
Als wir dann am Morgen in das von uns bestellte Taxi einsteigen wollten, versuchte der mir inzwischen recht unangenehme und aufdringliche junge Mann mit zu fahren. Er wollte weiter für uns organisierten, und natürlich verdienen. Da musste ich allerdings unmissverständlich laut werden, was eigentlich nicht meine Art ist. Das blieb aber auch der einzige unschöne Moment auf dieser Reise.
In Naranag befinden sich einige alte Bauwerke aus großen Blöcken. Meine persönliche Begeisterung hielt sich in Grenzen, zumal ich dort auch noch von einem Reiter am Arm verletzt wurde.
Sonamarg hingegen war ein sehr schönes Erlebnis. Die Inder sind dabei den Ort für die touristische Nutzung auszubauen. Ich denke allerdings mit der Größe haben sie sich etwas übernommen.
Wir haben in Sonamarg ein schönes Hotel gefunden, mit einem ganz besonders deutsch freundlichen Manager. Für mich hatte er große Sympathie, weil ich Kriegsteilnehmer war. Er meinte die Deutschen hätten mit dem 2ten Weltkrieg die Inder von der englischen Kolonialherrschaft befreit. Selbiges habe ich viele Jahre vorher schon einmal von Herrn Dr. Ramanand Singh in Gorhakpur gehört. Was da in Europa alles kaputt ging zählt für diese Inder nicht. Mich nannte er immer den Hitler. Keine besonders schöne Auszeichnung.
Uli konnte von Sonamarg aus einige Wanderungen unternehmen, die für mich zu anspruchsvoll waren. Aber auch ich habe passendes gefunden. Getrenntes Wandern war hier die beste Lösung.
Wir wollten weiter nach Shimla, wo ich in meinem Nelles Reiseführer eine für mich passende Trekkingtour gefunden hatte. Das war nur über Delhi möglich. Aber wir hatten leider kein Glück auf dieser Reise. In Delhi angekommen wurden alle Flüge Delhi – Shimla wegen Schlechtwetter für die nächsten Tage gestrichen.
Schließlich haben wir uns für Udaipur entschieden. Hier ist es wegen der umliegenden Wüsten reichlich trocken, aber auch sehr warm.
Unsere ursprünglich als Gebirgsreise geplante Tour wurde nun zu einer Kulturreise. Meinem Zustand kam das zwar etwas entgegen, für Uli war es allerdings wahrscheinlich nicht ganz wunschgemäß. Trotzdem sagte sie mir später, die Landschaft und die Bauten wären für sie sehr interessant gewesen, und es hätte ihr auch ohne die hohen Berge des Himalaya sehr gut gefallen.
Von der Dachterrasse unseres Hotels, wo wir auch unsere Mahlzeiten einnahmen, hatten wir einen schönen Ausblick über den See mit dem Schloss, in dem früher einmal der Film „Der Tiger von Eschnapur“ gedreht wurde, und über die umliegende Landschaft.
Wir haben uns mit der ungewollten Umplanung unserer Reise abgefunden und das Bestmögliche daraus gemacht. Ich habe trotzdem im Rest unserer Reise nicht alles geschafft was Uli gegangen ist. Musste lernen, dass das konsequente Wollen auch nicht immer der Schlüssel zum Erfolg ist.
Haben so alles abgeklappert was in Udaipur zur Besichtigung lohnt, inkl. Bootstour, Palast und einigen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.
Mont Abu hatte ich in besserer Erinnerung. Und so ging es dann auch baldigst weiter nach der blauen Stadt Jodhpur, wo es reichlich schöne Bauwerke zu besichtigen gibt. Ich war glücklich dass Uli damit einen Ersatz für eigebüßte Bergtouren bekam.
Ajmer, unser nächstes Ziel, war für mich wieder eine Enttäuschung. Die Elefantenritte, so wie ich es einst erlebt hatte, gibt es nicht mehr. Zur Abwechslung brachte uns von hier der Zug nach Jaipur, mit dem bekannten Palast der Winde.
Ein Kurzaufenthalt in Delhi rundete die Reise ab. Das Rote Ford war leider für Touristen gesperrt aber wir habe die Zeit so gut als möglich genutzt.
Für mich hat diese Reise nicht viel Neues geboten. Ich bin nur froh, dass Uli auch ohne Bergtouren glücklich wurde.
Mir stehen noch 2 OP’s bevor, und eine Spritzenkur gegen die porösen Knochen. Ich kann nur hoffen, dass die Ärzte mich von Schmerzen und Müdigkeit befreien, und aus mir wieder einen ganzen Kerl machen.
Harry Rost, geschrieben am 04.10.2018