2017 Malaysia – RB

Reisebericht zu Malaysia , Borneo 2017

In 2015/16 bekam ich eine Künstliche Hüfte und eine Zementierung des 5ten Lendenwirbels. Die Operationsergebnisse waren gut, aber nach einiger Zeit verstärkten sich die bereits fast abgeklungenen Schmerzen wieder. Erneute Röntgenuntersuchungen ergaben, es ist alles in Ordnung.

Ich will hier etwas vorweg nehmen, was ich damals nicht wusste. Ich hatte die Gicht. Die Hausärzte hatten die Medikamente gegen meinen Willen abgesetzt, weil die Werte im Blutbild zufällig vorübergehend normal waren. An die weit zurückliegende Gicht habe ich in diesem Moment nicht gedacht. Ich sah in den nicht weit zurückliegenden Operationen die Ursache. Später wurde mir dann noch mittel Endoskop ein Tumor aus der Blase entfernt.

Ich habe festgestellt dass mir Wärme gut tat, und wollte, meinem normalen Lebensstil entsprechend, in die Wärme. Ich wählte den malaysischen Teil der Insel Borneo aus, um dort die Orang Utans, die neu angesiedelten Sun Bärs (eine kleine Art von Schwarzbären) und auch die neu angesiedelten Zwergelefanten zu besuchen.

Am 20.12 2016 flog ich nach Kota Kinabalu, der Hauptstadt des malaysischen Teils von Borneo. Nach einiger Akklimatisation, während der ich einen kleinen Hügel mit Gipfelrestaurant an der Straße bestieg und kleine Wanderungen am Strand unternahm, ging es per Bus weiter nach Sandakan, und von da wieder wenige Tage später in ein neu errichtetes Dschungelcamp bei Semptilok. Um diese Zeit ist dort Regen angesagt, der aber im Vergleich zu anderen tropischen Gebieten schwach ausfällt, und eher als angenehm empfunden wird. In diesem Jahr fiel er stark aus und es kühlte stark ab, obwohl es in Kota Kinabalu ermüdend heiß gewesen war.

In Malaysia gibt es keine Heizungen und als Zudecke nur ein dünnes Leinentuch. Meine Unterkunft befand sich auf einem kleinen Hügel,  und das Restaurant, ein auf Stützen stehendes Dach, auf der anderen Talseite. Die neu angelegten Lehmstufen hatte der Regen aufgelöst. Der Übergang zu den Mahlzeiten glich immer einer Rutschpartie. Ich fror, die Schmerzen verstärkten sich und zusätzlich bekam ich Durchfall und starke Bauchschmerzen. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht. Ich hatte die erforderlichen Medikamente dabei.

Ich unternahm mehrmalige Besuche im Lebensbereich der Bären und der Orang Utans.  Konnte viel fotografieren und hatte Spaß mit jungen Mädchen die zum Personal gehören. Die Bauchschmerzen, der Durchfall und die allgemeinen Gliederschmerzen wurden immer stärker, stärker als die noch vorhandenen Operationsschmerzen.

Ich wechselte zunächst per Minibus zum Kinabatangan River, wo die Nasenaffen und die neu angesiedelten Mini Elefanten leben. Hatte hier eine festere Hütte als Quartier. Aber ich war schon so weit geschwächt, dass ich die Eingangstür verwechselte und in  die Hütte nebenan stürzte, wo ich zusammenbrach. Was danach passierte habe ich nicht bewusst wahrgenommen. Mein Hämatologe in München diagnostiziert es nachträglich mit der Wahrscheinlichkeit eines kleinen Schlaganfalls.

Ich hatte sehr großes Glück. Diese Hütte wurde von einem Ehepaar aus Thüringen bewohnt. (Aus meinem Handy erfuhren diese die E-Mail meines Sohnes. Die Mail die sie meinem Sohn zur Information schickten füge ich dem Bildteil bei.) Sie haben eine Klinik ausgemacht, in der ich allerdings nur einige Vitamintabletten bekam.

Wir haben später gemeinsam an eine wenige km entfernte Stelle gewechselt, von wo die Freunde zu den Mini Elefanten gingen. Ich bin im Bett geblieben. Ich wollte dann nach Sandakan zurück,  wo ich hoffte Tannacomp Tabletten gegen meinen Durchfall kaufen zu können. Der Vorrat in meiner Reisapotheke war ausgegangen. Leider bekam ich nur Kohletabletten, und als ich Teerstuhl bekam, bekam ich die Panik. Die Freunde haben ihre Reise inzwischen wie geplant fortgesetzt.

Ich bin per Bus nach Kota Kinabalu. Eine sehr lange Strecke über das Gebirge in einem alten Klapperbus. Es war bereits Nacht als ich das Akinabalu Hostel erreichte. Mein Zimmer war frei, aber in der Nacht bekam ich wieder starke Bauchschmerzen. Ich verlangte an der Rezeption ein Taxi zu einem Arzt. Es kam ein Transporter vom Krankenhaus, wohin der Fahrer mich brachte.  Die machten eine größere Untersuchung, informierte die Deutsche Botschaft in  Kuala Lumpur und auch meinen Sohn. Der fragte ob ich Hilfe benötige, was ich verneinte. Ich lasse mir nicht gerne helfen, weil ich das als persönliches Versagen empfinde.

Ich fror wieder unter der Leinen Zudecke. Zudem werden Patienten in Malaysischen Kliniken nicht versorgt. Das macht dort die Familie. Ich hatte Hunger. Wollte etwas Essbares. Bekam 3 Äpfel. Die konnte ich nicht essen, weil meine Zahnprothese im Hostel  lag. Das Personal spricht nur Bahasa Malaysia. Ich konnte mich kaum verständlich machen. Als Bekleidung besaß ich nur mein T-Shirt. Da erschien am 3ten Tag der Fahrer mit meiner Zahnprothese. Ich zeigte ihm einen 50.-€ Schein und sagte: „Weißt Du was das ist? Der Euro ist 8 mal mehr wert als euer Ringit. Wenn Du mich hier raus holst schenke ich Dir den.  Am nächsten Tag hat er das getan. Für die Fahrt bekam ich einen muslimischen Wickelrock.

Mein Zimmer war selbstverständlich frei. Ich hatte es gleich bei meiner Ankunft in Kota Kinabalu für die Zeit bis zum geplanten Abreisetag am 18.03. bezahlt. Ich habe gleich die Fahrt und auch die Klinik bezahlt, die spottbillig war. Nun wollte ich aber so schnell als möglich nach Deutschland. Mein Rückflug war nicht umbuchbar. Ich besorgte mir ein neues Ticket von der MAS. Der früheste Termin war der 20.02.2017, also nur knapp 4 Wochen früher. Aber ich wollte, vor allem wegen der fehlenden Medikamente die ich in gewohnter Weise nicht bekam, und auch wegen der ungeklärten Ursache für den Teerstuhl, was auch Magen / Darmkrebs bedeuten kann, so schnell als möglich nach Deutschland. Was ich nicht erwartet hatte, ich bekam das zu viel bezahlte Geld für mein Zimmer ohne Aufforderung zurück.

In Kuala Lumpur habe ich eine Testuntersuchung für die Langstrecke vornehmen lassen. Danach erreichte ich meine Wohnung in München einigermaßen Problemlos. Ich hatte auch eine Reiseversicherung bei der Allianz abgeschlossen. Die habe ich gar nicht informiert, obwohl  einige Kosten angefallen waren. Ich hatte jetzt wichtigeres zu tun.

Ich stürzte am nächsten Tag in meiner Wohnung und versaute die schönen Teppiche mit Blutflecken. Bin in die Hausarztpraxis und wurde zum Nähen gleich in die Klinik München Süd gefahren. Dann war ich noch 4 Tage in der Müller Klinik. Wie ich da hinein kam weiß ich nicht. Jedenfalls holte mich die Uli da heraus. Vielen herzlichen Dank!

Danach konnte ich einige Ärzte aufsuchen. Wie Spiegelungen zeigten, war der Magen / Darmbereich in Ordnung.  Auch die Radiologie fand keine Ursache für die Schmerzen. Eine Untersuchung beim Urologen zeigte einen Harnstein, da wo im Vorjahr ein Tumor aus meiner Blase entfernt wurde. Der Harnstein wurde im Krankenhaus Starnberg entfernt. Um eine erneute Harnsteinbildung zu verhindern wurde ein Harnleiter eingebaut, mit einer Schiene, die in 2018 wieder entfernt werden muss. Das geschah mit Vollnarkose. Wahrscheinlich im Nachklang zu meinem Schlaganfall bekam ich gelegentlich Gedächtnisausfälle und Schwindel. Das ist eine neue Erfahrung. Ich weiß jetzt etwa wie es im Kopf eines Idioten aussieht.

Die Erholungszeit dauerte etwas länger als der Aufenthalt in Kliniken zulässig ist. Ich war noch geistig abgetaucht als beschlossen wurde mich in ein Pflegeheim zu verlegen.  Ich war trotzdem zunächst froh, weil ich dachte ich käme in eine REHA wo ich wieder fit gemacht würde. Leider musste ich, als mein Kopf wieder klarer wurde, feststellen dass ich mich in einem  Pflegeheim, und zwar in einem äußerst miesen Pflegheim  befand. Meine Krankenkasse hat durch ihr überschnelles Angebot die  GmbH, die mehrere solcher Heime betreibt, erst richtig gierig gemacht. „Gerne zahlen wir…..“.  Es gibt sicher auch bessere Pflegheime. Aber mir nützte das nichts.

Harry Rost, geschrieben im Dezember 2017