2002-03 Kambodscha – RB

Reisebericht Kambodscha Reise 2002-2003

10.12.2002 – 02.02.2003

Wir sind am 10. / 11.12.02 nach Kambodscha geflogen. Haben zunächst in Phnom Penh einige interessante Dinge angeschaut, u.a. Königspalast, Silberpagode, Toul Sleng Gefängnis das zu einem Museum umgestaltet wurde und die Killingfields. Die beiden Letzteren sind Orte wo die linken Horden des Pol Pot gehaust haben. Hier wurden sehr viele Menschen gequält, gefoltert und umgebracht. Ich habe von Marxisten und Kommunisten mit ihrer Neidphilosophie nie etwas gutes erwartet, aber was hier geschah übertrifft fast alles. Zum Thema Pol Pot werde ich nach unserer Rückkehr noch ein paar Zeilen unter Info Gedankensplitter in unserer Homepage ablegen.

Am 14.12.02 sind wir per Boot über den Tonle Sap nach Siem Reap gefahren. Haben dort die Tempel von Angkor und Umgebung sehr ausführlich besichtigt und auch viele Bilder gemacht. Zu diesem Zweck mieteten wir uns ein Taxi. Die Gesamtanlage ist sehr weitläufig. Deshalb haben wir uns das Taxi für 6 Tage gemietet. War auf diese Art preisgünstig, und wir konnten unsere Routen selber bestimmen, wie bei uns üblich.

Auch ein Fischerdorf und andere Plätze haben wir besucht und wie immer  Kontakte mit den Menschen gehabt, die in diesem Lande sehr freundlich sind. Ein Abend beim traditionellen Apsaratanz durfte natürlich nicht fehlen. Es gäbe noch vieles, aber alles kann ich nicht berichten. Jedenfalls ist die Anlage sehr eindrucksvoll. Bei der Besteigung der Tempeltürme haben wir ordentlich geschwitzt. Aber auch sonst ist es nicht gerade kalt.

Der Verkehr ist angenehm. Man fährt gemütlich da wo gerade Platz ist. Die Hupe wird allgemein nicht benutzt, im Gegensatz zu anderen asiatischen Staaten, und wie wir später leider feststellen mussten, auch zu anderen Orten in Kambodscha. Es gibt 1 Ampel in diesem Ort, mit immerhin 66 000 Einwohnern. Das Rotlicht hat einen Sekundenzähler wo der Wartende sieht wie lange es noch dauert. Verdammt modern!

Am 23.12.02 sind wir per Boot nach Battambong gefahren. War eine recht interessante Fahrt. Leider hat es geregnet und das Boot war überfüllt. Die Möglichkeiten zum Fotografieren waren dadurch begrenzt. Es ging sehr eng durch die Mangroven, so dass das Boot zeitweise beidseitig streifte. Im Gegensatz zum Auto war hier die Hupe permanent in Betrieb. Es war ein Schnellboot und die Sicht war schlecht. Manchmal musste der Fahrer hart bremsen wenn ein Fischer in der Fahrrinne war. Dieser musste sich dann in die Mangroven quetschen.

In der Gegend von Battembong haben wir den Phnom Sampou bestiegen, einen Berg mit einem kleinem Wat und einigen Pol Pot Hinterlassenschaften. Die Pol Pot Kanacken haben dort die Mönche einfach über die Felswand hinabgeworfen. Waren auf den Rücksitzen von Motorrädern angereist und konnten unseren Wünschen entsprechend in den Dörfern einige Eindrücke sammeln. Desgleichen am Markt, am Sankher Flussufer und bei den Moenchen im Wat Phipit.

Von Battambong sind wir mit einem Sammeltaxi, etwas anderes fährt auf dieser Strecke nicht, nach Kampong Chhnang gefahren. Hatten uns glücklicherweise 3 Plätze gekauft. Die Sitze werden in diesen Kutschen alle doppelt belegt. D.h. es ist recht eng. Der Fahrer war anders als der in Angkor. Er hatte so irgend etwas von Wildsau an sich. Er hätte auch nach Bangladesh oder Südamerika gepasst. Die Strecke ist vorwiegend eine Schlaglochchaussee, die er unter kräftigem Hupeneinsatz freifegte. Einige Teilstücke sind auch schon ausgebaut, und da noch frisch hat man dicke Äste quer darüber gelegt, sozusagen zur Geschwindigkeitsreduzierung. Das hat ihn aber nicht aufgehalten, ebensowenig wie die betonierten Höcker an den Brückenaufgängen. Er hat das eher als Sprungschanze betrachtet.

Inge war nach der Ankunft einigermassen ramponiert und hatte auch allerhand Kreuzschmerzen. Ich bin am Nachmittag in der Hafengegend und längs der schwimmenden Dörfer allein zum Fotografieren gegangen. Am Abend haben wir in einem kleinem Khmerrestaurant  gut gegessen. In der Nacht wurde Mutter leider arg von Schmerzen geplagt. Muss man wegstecken, da hilft nichts.

Am 27.12.02 sind wir  per Bus nach Phnom Penh zurück. Das finden der Busstation in Kampong Chhnang war auch noch ein kleines Problem, weil wir keinen Plan hatten und auch niemand englisch sprach.

In PP war die Ticketbeschaffung für Banglang in Rattanakiri und die Visaverlängerung unsere Hauptaufgabe. Nebenher haben wir 2 Wat’s besucht. Supermärkte  mit allem was das Herz begehrt gibt es auch in PP. Hätten garnichts mitnehmen müssen. Selbst  Windeln hätte ich bekommen. Kambodia macht z.Zt. einen tollen Aufschwung, der evtl. noch schneller geht als in Vietnam. Es ist ja auch ein Königreich, das sich nicht erst von der Staatswirtschaft verabschieden muss. Wahrscheinlich lassen sich die Nachwehen eines Bürgerkrieges leichter überwinden als die einer Staatswirtschaft. Es gibt allerdings auch einige Unterstützung, vor allem durch die UN, die Schweiz und die USA.

Wir haben auch noch ganz andere Dinge beobachtet. Z.B. sahen wir eine alte Frau die weder Hände noch Füsse hatte, ein Minenopfer, die sozusagen barfuss auf ihren Schienenbeinstümpfen, ohne Stock über die Steine lief ohne dass man ihr anmerkte dass da etwas fehlt. Hätte ich nicht zufällig nach unten geschaut, hätte ich es garnicht bemerkt. Eine bewundernswerte Energie. Ein Volk das solche Leute hat wird immer empor kommen. Sie bettelte nicht. Habe ihr einen Schein in die Tasche geschoben und sie hat sich bedankt. Wir sahen mehrere ähnliche Beispiele. Es gibt natürlich auch andere, und auch Routinebettler wie überall.

Am 30.12.02 sind wir nach Banglang / Rattanakiri geflogen. Das ist ganz im Nordosten. Es ist eine Region in der man kaum Traveller und garkeine Touristen sieht. Hier im Dschungel, zwischen dem was man hier Berge nennt, leben Khmer Leu und andere Minderheiten. Leider kann man sie nicht mehr an ihrer Kleidung erkennen ( wie z.B. in Nordlaos und in Nordvietnam ). Nachdem Pol Pots Schergen auch hier eine grosse Zahl umgebracht und zur Zwangsarbeit umgesiedelt hatten, hat sich das alles verwischt. Seelenfaenger, die danach zukuenftige Kirchensteuerzahler anwerben wollten, haben weiteres getan.

Trotzdem, auch wenn wir die einzelnen Gruppen nicht mehr unterscheiden konnten, es war interessant. Waren für 3 Tage mit einem Jeep unterwegs. Unser Fahrer konnte anhand der Sprache unterscheiden um welche Bevölkerungsgruppe es sich jeweils handelte. Anfangs wollte ich selber fahren. Die Verleiherin bestand allerdings darauf, dass wir den Faher dann zumindest als Bordmechaniker mitnehmen. Er war im Preis inbegriffen. Nachdem ich 20 km Schlaglochchausee hinter mir hatte, wollte ich ein Foto machen und zog die Handbremse an. Anschliessend musste der Fahrer den Werkzeugkasten holen. Er brauchte ca. 15 min um die Bremse zu lösen. Danach haben wir ihn gleich selber fahren lassen. Ich habe mich auf’s Fotografieren konzentriert. Wusste sowieso nie welcher Gang drin ist und ob überhaupt.

Konnte in den Dörfern vorallem viele Kinder Fotografieren, die bisher wohl nur sehr wenige Fremde gesehen haben, und entsprechend staunten. Waren auch in Kautschuckplantagen, an 2 Wasserfällen und in einem Gebiet wo Edelsteine per Blechteller von Hand abgebaut werden. Die Löcher haben weniger als 1m Durchmesser und sind so tief dass ich auch mit der Taschenlampe den Grund nicht erkennen konnte. Nebenan konnten wir dann sehen wie die Steine aus dem geförderten Erdreich gewaschen werden.

Unser nächstes Ziel war Stung Treng am Mekong, das wir per Flug erreichten. Von dort ging es per Speedboottaxi zur laotischen Grenze. Der Mekong fliest hier z.T. durch die Mangroven. Es ist eine sehr interessante Landschaft. Nahe der Grenze leben noch einige Süsswasserdelphine. Die sind schwer zu fotografieren, denn sie springen nicht. Aber einen habe ich doch erwischt.

Dann fuhren wir per Speedboot den Mekong abwärts, zunächst nach Kratie. Hier habe ich ca. 30 km Radtour auf einer Schlaglochallee absolviert. Die Hitze war gross, das Fahrrad. war schlimmer. Ich war hinterher ordentlich geschafft. Wir hatten hier ein schönes Hotel direkt am Mekong, mit einem grossen Balkon und schönen Sonnenuntergängen.

Nach Kompong Cham gings dann per Slowboot. Zum Aufspannen der extra mitgenommenen Hängematten sind wir leider nicht gekommen. Erst wussten wir nicht wie und dann waren wir zu langsam. War aber auch so schön. In der Gegend von Kamkong Cham haben wir einiges per Motorradtaxi besucht, und auch einen kleinen Tempelberg bestiegen. Bei der Hitze sind einige Schweisstropfen geflossen. Es gibt in Kambodscha auch Moslems. Das sind die Nachfahren der Bürger des alten Champareiches. Die sind aber gemässigt und äusserst freundlich. Da ist es kein Problem in die  Moschee zu gehen. Auch das Fotografieren von Frauen ist keine Schwierigkeit.

Wieder in PP haben wir den Tempelberg von Udong besucht, das früher auch mal Hauptstadt des Khmerreiches war. Berge sind in Kambodscha meist eher Hügel, und fast immer Tempelberge. Das historische Hauptheiligtum war wie ueblich zum grossen Teil von den Horden des Pol Pot zerstört. Das waren ebensolche Idioten wie die Taliban.

Waren danach in Kompong Thom und haben dort Ruinen aus dem 6ten bis 8ten Jahrhundert besichtigt, nennt sich Sambor Prei Kuk. Ein Besuch im schönen Wat Andri und auf dem Klosterberg Phnom Santuk, bei dem man 809 schweisstreibende Stufen überwinden muss, folgten.

Am 21.01.03 sind wir per Bus nach Sihanukville gefahren. Waren dort vorwiegend am Strand. Wollten eigentlich noch weiter nach Kampot. Sind aber hängen geblieben. Der frische Meereswind war  recht angenehm. Nach so viel sehr  heissen Tagen, mit viel rotem Staub wie er in der Trockenzeit in Kambodscha  überall herumfliegt, eine Erholung. Hatten ein sehr schönes Hotel nahe dem Strand. Es gab viele Varianten von guten Meeresfrüchten, tolle Fruchtshakes, guten Fruchtsalat und vieles mehr. Wir haben uns richtig verwöhnen lassen und dafür ausnahmsweise auf eines unserer Ziele verzichtet.

So nebenher sahen wir dort auch deutsche Aussteiger. Die haben schon soviel gearbeitet dass sie Anspruch auf Minimalrente haben. Die liegen dort den ganzen Tag am Strand und schauen dass sie mit Minimalkosten über die Runden kommen. Sie sind geradezu stolz, dass Sie in Deutschland ausser der Krankenversicherung nichts mehr zahlen. Ihr einziger Luxus ist die Bierdose am Abend und gelegentlich ein halbes Schulkind, dass sie für eine Nudelsuppe oder so ins Bett verziehen. Wenn sie das Rentenalter erreicht haben, werden sie hier ihren Antrag stellen und neben der ihnen zustehenden Minimalrente die Grundsicherung erhalten. Alles verriestert kann man da nur sagen. Die Arbeitswilligen zahlen dafür !

Wieder in PP sind wir noch etwas durch die Märkte gestreift, wo neben Schlangen auch geröstete Kaefer und gegrillte Spinnen als Delikatesse angeboten werden. 4 in den Minen bei Banglang erstandene Steine haben wir uns in einer kleinen Werkstatt am Strassenrand schleifen lassen. Haben sie einfach abgegeben, ohne Quittung und so. Später haben wir sie zu einem Goldhandwerker im Alten Markt gegeben, der da so auf engsten Raum zwischen allen möglichen Staenden hockte. Auch wieder so ohne alles. Am Ende ist eine recht nette Brosche herausgekommen. Ob sie einen Wert hat wissen wir nicht. Für uns hat sie hohen Erinnerungswert.

Unsere Heimflugtickets waren für den 31.01.03 reconformed. Ein unvorhergesehener Anlass verzögerte die Abreise jedoch. In Kambodscha sind im Juni Wahlen. Der Stimmenfang sollte am 29.01.03 beginnen. Irgendwer wollte ein paar Nationalisten auf seine Seite ziehen. Da wirkt es gut wenn man nach aussen Stärke zeigt, speziell gegenüber den nicht sehr geliebten Nachbarstaaten. Ein Grund war schnell gefunden und einige jugendliche Randalierer auch. Die steckten die Thai-Botschaft in Brand, dazu noch ein paar Hotels mit thailändischen Besitzern etc. Darauf schloss Thailand seine Grenze zu Kambodscha, verstärkte seine Grenztruppen und forderte seine Bürger auf Kambodscha zu verlassen u.a.m. Wir fuhren am Morgen des 31.01.03 trotzdem zum Flughafen, in der Annahme, wenn die Thais das Land verlassen sollen, muss Thai Airways auch fliegen.

Das war ein Irrtum. Am Flughafen empfingen uns Sicherheitskräfte und sagten zur Zeit gibt es keinen Flugverkehr nach Thailand. Das kann lange dauern, aber mindestens 2 Wochen. Diese Herren waren nicht sehr cooperativ und auch nicht gerade freundlich.Thai Airways hatte alles Personal abgezogen. Die Leuchtbeschriftung war heruntergerissen. Die Kabel hingen lose in der Gegend. Im Stadtbüro das gleiche Bild. Die Rolläden auch heruntergelassen. Wir fuhren zurück zum Hotel. Die Leitungen nach Thailand waren unterbrochen. Nirgends war Auskunft zu erhalten. Ich musste es über München versuchen. Doch da schlief man noch. Auch unser Freund Tommi in Bangkok war nicht direkt erreichbar, nur über Matthias in München. Wir musste uns etwas einfallen lassen.

Ich wollte uns für 75.-$ Tickets nach Saigon oder einer anderen nahe gelegenen Hauptstadt besorgen und von da weiter nach Bangkok. Vom Hotelmanager erfuhr ich dann, dass am nächsten Tag 2 Flüge der Siem Reap / Bangkok Air für Ausländer möglich sein sollten. Die Landesgrenze wäre auch für Ausländer offen, aber nur zu Fuss. Das mit der Landgrenze war eine Fehlmeldung, wie wir kurze Zeit darauf erfuhren. Das mit den Flügen war richtig, aber die erste Maschine bereits ausgebucht. Wir bestellten Tickets für die zweite Maschine.

Angeblich hatte China Druck gemacht und daran erinnert, dass als Hun Sen vor der letzten Wahl seinen Rivalen Prinz Ranaridh einfach per Waffengewalt aus dem Land jagte, die Geberländer die Entwicklungshilfe einfroren. Ranaridh musste damals zurückgeholt werden, um an der Wahl teilnehmen zu können. Wer diesmal die Sache angezettlt hat ist uns nicht recht klar geworden. Als man merkte, dass es ein Eigentor ist, wollte es keiner gewesen sein. Alle waren um Schadensbegrenzung bemüht. Der Aussenminister Kambodschas wurde nach Bangkok eingeladen, mit Aussicht auf einen Empfang beim König. In kurzer Zeit sollte alles vergessen sein. So sind dort die Wahlvorbereitungen. Wir sind schon einen Entwicklungsschritt weiter und werden vor Wahlen nur regelmässig kräftig belogen. 

Nun musste aber die Langstrecke neu und passend reserviert werden. Da ging momentan nichts. Bin dann zum Siem Reap Buero gelaufen und habe dort mit einer Dame lange palavert. Sie sollte irgend einen Weg oder Umweg finden und den Anschlussflug reservieren. Sie meinte, auch wenn alle Leitungen intakt wären, könnte sie das nicht, weil ihre kleine Fluglinie garnicht international verbunden sei. Wir haben lange gequatscht, dann hat sie es doch versucht.

Irgendwann hat sie die Reservierung Bangkok – München für den 02.02.03 zu stande gebracht. Dann hat sie mir auch noch den Flug nach Bangkok auf den Morgen des 02.02.03 umgebucht, damit wir unser Gepäck gleich durchchecken konnten. Wir hatten Buddhaköpfe als Souvenir gekauft, die dürfen aus Thailand nicht ausgeführt werden. Aus religiösen Gründen. Nur durchcheken geht. Jedoch bekamen wir weder Sticker noch Computer-ausdruck. D.h. wir hatten nichts schriftliches in der Hand und konnten nur hoffen, dass alles klar geht. Am Nachmittag bekamen wir dann doch noch einen Computerausdruck. Wieso das plötzlich möglich wurde wissen wir bis heute nicht. Ist aber jetzt auch egal.

Wir hatten einen sehr schönen Flug über Delhi, Lahore, Kabul, Turkmenistan, Kaspi, Baku etc. Hatten dabei schöne Ausblicke auf den Hindukusch, weil wir zufällig auf der richtigen Seite sassen. Normalerweise wird über Dubai geflogen. Evtl. Vorsichtsmassnahme wegen Irak? Na, dann ist das ja schon Routine wenn wir nach China starten.