Neidkultur

Gedanken zum Thema Neidkultur

(nach den Anschlägen vom 11. 09. 2001.)

Für meine Begriffe ist Terrorismus eine extreme Variante von Neidkultur. Wenn extreme Neidkulturen zum Erfolg kommen heißt das Ergebnis Diktatur. Die Ideologie von Neidkulturen ist Nebensache, sie dient nur zur Motivation der Täter.

Da ich ungewollterweise einige Jahre in der marxschen Neidkultur der SED Diktatur gelebt habe, habe ich mich immer wieder mit diesem Thema befaßt. Habe nie ein Hehl daraus gemacht daß ich, wenn ich hätte meinen Vater aussuchen können, einen Schweizer oder einen Amerikaner genommen hätte. (Glücklicherweise bekam ich keinen Russen oder Preußen.)

Ich fühle mich den Schweizern als Vorreiter der modernen europäischen Demokratie, und den Amerikanern als Beschützer von Freiheit und Demokratie, in besonderer Weise verbunden. Ohne die USA wäre Europa heute vielleicht kommunistisch. (Die Einsicht in den primitiven Schmutz meiner Stasiakte hat mich da noch bestärkt.)

Ich besitze ein lebenslanges Visa (beruflich und touristisch) für die USA. (Das ist keine doppelte Staatsbürgerschaft.) Obwohl ich das bisher kaum genutzt habe erfüllt es mich mit Dankbarkeit. Möchte bei dieser Gelegenheit meine große Sympathie für die USA, die nicht immer und überall populär ist, nochmal bekunden. Hoffe, daß die derzeitige Situation allen gezeigt hat, daß die Solidarität zu den USA für uns über- lebenswichtig ist.

Hoffe auch, daß die Möchtegerns in unserer Staatengemeinschaft ihre kleinlichen, nur auf persönliche Profilierung bedachten Streitereien nunmehr endlich zurück- stellen, daß jeder Art von Neidkultur der Boden entzogen wird, daß man begreift, daß der Steinwurf in die Fensterscheibe, das umgestürzte Auto und die demolierte Telefonzelle nur der Anfang sind. (Das ist falsch verstandene Freiheit.) Das was in NY und Washington passiert ist, ist die vorläufige Endstufe.

Ich meine in einer freien Welt hat jeder die gleichen Chancen wie Bill Gate. Aber es ist auch jedem überlassen, in Abwägung von Freizeitwert und Engagement, sich den Platz zu suchen der den Vorstellungen für seine Lebensgestaltung entspricht. Das ist doch schön so!

Wer seine Weichen falsch stellt ist selber schuld! Man kann sich nicht in den Wohlstand bomben! (Man kann sich aber auch nicht in den Wohlstand streiken!) Eine Welt die nur aus Terroristen besteht ist nicht lebensfähig. Eine Welt aus Herdenmenschen, d. h. aus preußisch ausgerichteter manipulierbarer Masse, ist auch gefährlich. Eine Welt von Individualisten wäre zwar schwer regierbar, aber kreativ und ungefährlich.

Neidkulturen sind unfähig eigene Fehler zu erkennen. Sie brauchen immer ein Feindbild. Es gibt auch sehr humane und demokratisch legitimierte Neidkulturen. Doch auch da wäre ein Nachdenken über eigene Weichenstellungen und Chancen besser als blinde Übernahme der Vorgaben einiger Funktionäre.

Genau betrachtet ist alles Verteilungskampf. Was zu verteilen ist sind die Früchte des technischen Fortschrittes. Wenn wir nur das zu verteilen hätten, was diejenigen dazu beigetragen haben die sich um die Verteilung dieser Früchte streiten, würden wir noch heute mit dem Steinbeil durch die Wälder ziehen. Und die Gegner dieses Fortschrittes nutzen ihn für ihre Zwecke. Das ist die Per- fektion des Widersinns!

Die einfachste Lösung zur Reduzierung der Verteilungskämpfe wäre wohl das Bevölkerungswachstum zu bremsen. Damit würden auch die Umweltprobleme gemindert. Wahrscheinlich braucht es noch einige Gedankensprünge für die Gesamtzusammenhänge.

Damit will ich diese Zeilen beenden. Das sind auch nur persönliche Ansichten die nicht richtig sein müssen.

Ich selbst habe den Platz der meinen Vorstellungen entspricht immer wieder neu gefunden. Manchmal braucht man dafür nur etwas Mut, mehr nicht.

Harry Rost, geschrieben 2002